Freiburger Nachrichten

Kerstin Frickmann | 30.12.2013

Ein Roman aus dem Gartenhaus

Will sie schreiben, hat Kerstin Frickmann zumindest keinen langen Arbeitsweg. Bild Charles Ellena

Zum Schreiben zieht sich Kerstin Frickmann jeweils in ihr Gartenhaus zurück. Dort ist auch ihr erster veröffentlichter Roman «Der 7281. Tag mit Zuckerguss» entstanden. Mitte Januar lädt sie in Düdingen zur ersten von mehreren Lesungen daraus.

 

Auch bei einer Aussentemperatur von minus 15 Grad setzt sich Kerstin Frickmann an ihren Holztisch im Gartenhaus, um ihre Schreiblust zu stillen. «Ich brauche eine besondere Atmosphäre, damit die Worte fliessen. Im Gartenhaus kann ich mich am besten konzentrieren», sagt die 49-Jährige. Schon als Kind war die gebürtige Hamburgerin eine Leseratte und hat gerne geschrieben. Als sie nach Madrid zog, um unter anderem Spanische Philosophie und Kunstgeschichte zu studieren, drückte sich dies in den langen Briefen an ihre Eltern aus. Im Alter von 17 Jahren fing sie an, Kurzgeschichten zu schreiben.

 

Kerstin Frickmann lebt zusammen mit ihrer Familie seit fast zwölf Jahren in Düdingen. In der Gemeinde engagiert sie sich unter anderem als Vernetzerin und arbeitet in der Asyl-Begleitgruppe mit. Nur während ihrer Kindheit in Hamburg hat sie länger an einem Ort gelebt. 21 Mal ist sie bisher umgezogen; sie hat unter anderem in Spanien, Frankreich, Marokko und Deutschland gewohnt. Das habe einerseits mit ihrer Abenteuerlust zu tun, andererseits mit der Liebe und der Arbeit. «Und ich bin eine, die gerne Kartons packt», sagt Kerstin Frickmann und lacht herzhaft. Sie sieht sich nicht als Hamburgerin, sondern als Weltbürgerin.

 

Mut gefasst

Die Vernissage ihres Romans «Der 7281. Tag mit Zuckerguss» feierte sie im November anlässlich der Ausstellung «EigenArt» in Düdingen. Dort konnte sie bereits knapp 50 Exemplare verkaufen. Die vielen positiven Reaktionen hätten sie mutig gemacht, sagt Kerstin Frickmann. Sie hat verschiedene Bibliotheken angeschrieben, ob sie an einer Lesung interessiert wären, und erhielt gleich einige Zusagen. So wird sie nun in Düdingen, Murten, Freiburg, Heitenried, Tafers oder auch im Kulturlokal ONO in Bern aus ihrem Buch lesen (siehe Kasten). Einen Verlag zu finden war aber nicht einfach. Nach mehr als 15 Absagen von Independent Verlagen im deutschsprachigen Raum kam es zur Zusammenarbeit mit dem Zürcher Verlag Edition Lagarto.

Um die Hälfte gekürzt

Das ursprünglich 300 Seiten lange Werk hat Kerstin Frickmann auf die Hälfte gekürzt. «Es wurde geschliffen und ist jetzt ein Destillat.» Sie spricht schnell–so liest sich auch ihr Roman. Mit vielen kurzen Sätzen und Dialogen. «Jedes Wort muss seine Berechtigung haben», sagt sie. Vor mehr als zweieinhalb Jahren hat sie mit dem Schreiben des Romans begonnen. «Es ist eine Geschichte über die Kunst, Vergangenheiten zu finden, freizulegen, wiederzubeleben und zu bewahren». Protagonistin ist die zweifache Mutter Liv Nissen, deren Leben plötzlich ins Trudeln gerät, stockt, doch neu startet.

 

Kerstin Frickmann möchte mit ihrem Buch die Leserschaft unterhalten und bei ihr etwas auslösen: Respektvoll mit der Vergangenheit, den «Schichten im Leben», den alten Dingen umzugehen; das Leben bewusster wahrzunehmen, Erinnerungen zu bewältigen und an einem sicheren, adäquaten Ort aufzubewahren. Im Kopf steht bereits ihr zweiter Roman. Und auch ein Kinderbuch will sie herausgeben. «Schreiben ist mein Leben.»

 

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Daten und Angebote

Erste Lesung findet am 16. Januar statt

Kerstin Frickmann liest an folgenden Daten aus ihrem Roman:

Am 16. Januar 2014 um 19.30 Uhr in der Bibliothek im Schulhaus Brunnenhof inDüdingen; am 20. Januar um 19.30 Uhr in der Chesery inMurten, am 11. Februar um 18.30 Uhr in der Deutschen Bibliothek des Kollegiums St. Michael inFreiburg, am 19. März in der Bibliothek inTafers, am 2.April um 20 Uhr im Kulturlokal ONO inBern. Auch inHeitenriedist in dieser Zeit eine Lesung geplant. Zudem bietet sie private Lesungen an.

Ab Frühjahr 2014 wird sie auch Kurse für kreatives Schreiben anbieten. Einerseits als Intensivwochenende von Freitagspätnachmittag bis Sonntagspätnachmittag (mit Unterkunft in einem Kloster in der Nähe), andererseits als Kurs, der ein Mal pro Woche in ihrem Gartenhaus stattfindet.ak

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Autor: karin Aebischer


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Der Murtenbieter

14. Januar 2014

Schichten knacken und schmecken

Murten /

Die Autorin Kerstin Frickmann

liest nächsten Montag im Restaurant

Chesery. Sie stellt ihren neuen

Kurzroman mit dem Titel «Der

7281. Tag mit Zuckerguss» vor. Der

Anlass wird von der Altstadt Buchhandlung

Murten durchgeführt.

 

   Kerstin Frickmann mit Jahrgang

1964 lebt als Schriftstellerin ein

intensives Dasein in Düdingen. Sie

engagiert sich für ihre Familie und

für Flüchtlinge. Ihre Wohnzimmerlesungen

bei Anlässen und im privaten

Rahmen sorgen für spannende

Gespräche. In der Regel sehr zurückgezogen,

greift sie in die Tasten ihres

Laptops oder fängt mit ihrer Feder die

leichten, fliegenden, vorbeieilenden

Gedanken ein und schreibt diese auf

Papier nieder. Dies passiert in ihrem

Gartenhaus. Von dort schaut sie aus

dem Fenster, sinniert, baut und formuliert

mit Worten ihre kurzen und

modernen Satzkonstruktionen. Ihre

Sprache ist phantasievoll, phantastisch,

skurril und provozierend. «Das

Wort Zuckerguss», sagt sie mit einem

ehrlichen und auch schelmischen Lächeln,

«soll die Leserinnen und Leser

neugierig machen.» Zuckerguss wird

mit Süsse und Glücksgefühl assoziiert.

Er trocknet aus, kann verkrusten

und zudecken. Liv, die Protagonistin

ihres Romans, knackt die Schicht,

leckt ab und schmeckt. Sie macht das

in ihrem Leben, mit Möbeln und Gegenständen.

 

Kurze und prägnante Aussagen

   Neben Liv Nissen kommen ihre

Tochter, ihr Sohn und ein alter Mann

zu Wort. «Es ist keine autobiografische

Geschichte», so Kerstin Frickmann.

Vielmehr stehe Liv Nissen für den

heutigen Menschen, die Frau. Liv lebt

die intensive und impulsive Zeit in

vollen Zügen. Diese geht jedoch nicht

spurlos an ihr vorbei. «Doch sie weiss

sich zu helfen, ist geschickt und setzt

sich durch», sagt Kerstin Frickmann.

Liv Nissen schleppt, zieht, stösst und

ist immer in Bewegung. Manchmal

glücklich, oft nachdenklich, aber auch

betrübt und traurig. Sie fragt sich, wohin

sie mit ihrem schweren Rucksack

voller Erinnerungen gehen soll. Sie

gerät ins Trudeln. Schichten fallen von

ihr ab. Kerstin Frickmann suchte sich

den Ort für das Umschlagfoto speziell

aus. «Mit meiner Tochter fuhr ich dorthin

und wir schleppten zusammen den

Tisch und den Stuhl zu jener Stelle,

mitten auf der Landstrasse.» Der Ort

sei der genau richtige. Am steilsten,

unerträglichsten Punkt wird Liv ausgebremst

und kommt zum Stillstand.

Sie steht vor weit offenem Horizont,

vor unbekannter Zukunft.

Dynamik wird gebrochen

Gegenwart, Vergangenheit, das

Parallellaufen oder die zeitlich verschobenen

Erzählebenen erzeugen

Hochspannung, eine starke Dynamik,

Reibung, ein Sich-Aneinanderreiben.

Verstecktes wird sichtbar, erkennbar,

riech- und fassbar. Kerstin Frickmann:

«Die Handlung, die Sprache, die Dialoge

werden immer schneller, kurzatmiger,

brechen zusammen und nehmen

wieder an Geschwindigkeit zu. Sie

sind in jedem Moment konzentriert

und spiegeln die inhaltlichen Bilder

in den Details exakt wider.» Die Dialoge,

die Kerstin Frickmann schafft,

erfolgen pingpongartig. Schnell wechselnde

Szenenabfolgen werden von

weitflächigen und epischen Szenen

abgebremst. Das Gefühl von Umbruch

ist gegenwärtig. Die Dynamik

des Lebens wird gebrochen, erstarkt

jedoch wieder im nächsten Moment.

«Schlaglichtartig werden Vergangenheiten

angestrahlt, sie treten wenig

später in das Kontinuum des Romans

zurück», sagt Kerstin Frickmann.

Mit Humor und Witz gespickt 

   Liv Nissen und ihre Tochter Jette

liefern sich wortgewaltige, aber auch

fein geschliffene Schlagabtausche.

Liv Nissen sagt: «Morgen ist dein Tag,

meine Liebe!» Jette steht im Türrahmen,

beobachtet sie. «Herr Doktor,

meine Mutter, Frau Liv Nissen, spricht

mit Einrichtungsgegenständen. Liegt

das am Alter? Ist das mit über 40

normal?» Liv wirft ihrer Tochter eine

Kusshand zu. «Jette, beichte dem Arzt

bitte auch, ich spräche mit Insekten,

Autos und Pflanzen, und ab und zu

mit Kindern!»

 

 

Das Destillat in der Spitze 

   Kerstin Frickmann kürzte die ursprüngliche

Fassung von etwa 300 auf

148 Seiten. «Nicht nur bei der Menge,

sondern vor allem an der Qualität

der Aussagen feilte ich und suchte das

Destillat meiner Aussagen zu erspüren

und zu riechen.» Der bekannte

Schriftsteller Hans Jörg Schertenleib

setzte sich mit dem Stoff auseinander.

Die komprimierten Sätze lesen

sich wie SMS, «short messages». Die

Autorin verwendet unzimperliche,

provozierende Ausdrücke und besticht

mit witzigen Wortschöpfungen

wie «Herzschmerztaucher» oder

«Flitzeuse rosé». Sie sind sprachliches

Destillat der heutigen, atemlosen

und hektischen, Lebensweise.

Die geschichtliche Dimension führt

tief in die Vergangenheit, in den Untergrund,

zurück. Wie bei der Spitze

des Eisbergs formen Überlegungen,

Erfahrungen und Reminiszenzen das

grosse Gedankenuniversum, das sich

unter dem Wasserspiegel ausbreitet.

Die Figuren von Kerstin Frickmann

schöpfen daraus. Die Spitze, in der

sich das Destillat bildet, verändert

sich laufend und wird durch Neues

belebt und geformt. Menschen und

Dinge werden wie diese Spitze durch

Winde und Stürme zerzaust. Doch

macht sie das stärker und resistenter?

Kerstin Frickmann sagt: «Liv Nissen

ist eine Allwetterjoggerin und eine

Schatzhüterin. Zu entdecken ist ein

Mensch, der die feinsten Stimmungen

und Gerüche aufnimmt, ihren Körper

und ihre Sinne wahrnimmt und

das Leben lebt.» (Siehe Inserat in der

nächsten Ausgabe.) tb

 

www.kerstin-frickmann.com

Montag, 20. Januar 2014


Oder Kontaktaufnahme per E-Mail: kerstinfrickmann@gmail.com oder BrainTextMade.TextCook@gmx.ch

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Kerstin Frickmann

Sandacherstrasse 34
3186 Düdingen (Schweiz)

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Telefon: 0041 26 492 03 49
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Quelle: https://www.e-recht24.de